Die Alte Religion - Synthese von Gnosis, Wissenschaft und Philosophie

In nahezu jeder Kultur finden wir, wenn wir den Weg weit genug zurückverfolgen, Göttinnen-Kulturen, sowie naturbezogene Kulturen, die erfasst hatten dass die Erde weiblich war. Als Mutter war sie die alles Ernährende und alles Verschlingende, ihr Schoß oder Urgrund war Geburts- und Grabkammer zugleich. Tausend Jahre vor dem Bau der Ägyptischen Pyramiden wurden steinerne Kulttempel errichtet, die der Großen Mutter geweiht waren. Im Einklang mit dem göttlichen Prinzip des Weiblichen als Schöpfungs- und Zerstörungskraft und älteste Hauptgottheit, war sie erst unteilbar, allumfassend und namenlos. Dann wurde sie die Inanna der Sumerer, die Anathder Kanaaner, die Ishtar der Babylonier, die Sekhmet und Isis der Ägypter, die Gaia und Pallas der Griechen, die Morrigan der Iren und (als erste Frau Adams) die Lilith des Judentums.

Sie waren Herrinnen der Liebe und des Krieges und nicht an Eroberung und Gebietserweiterung interessiert – davon waren die Männer besessen. Die Göttinnen wachten vielmehr über den Kreislauf des Lebens, mit seinen Phasen Geburt, Wachstum, Liebe, Tod und Wiedergeburt. Dem Mythos zufolge waren sie Himmel und Erde, männlich und weiblich zugleich und schufen aus sich heraus ihre ganze Nachkommenschaft, die den prähistorischen und antiken Götterhimmel bevölkerte. Das Hauptmysterium der heimischen keltischen Religion und die Rituale, die ihr zyklisches Wesen ebenfalls zum Ausdruck brachten, werden erst heute langsam wieder fassbar.

Durch ihre romantische Betonung des Feenhaften und der Geisterwelt, verschleierte die germanischen, gallischen und keltische Mythologie die Spiritualität dieser Kriegervölker ebenso, wie die Tatsache, dass sie überhaupt eine Kosmologie und Religion besaßen. Doch die alte Religion, mit ihren nicht-linearen, zyklischen Vorstellungen wußte um die Seelenwanderung und somit auch die Wiedergeburt (Re-Inkarnation). Die keltische Anderswelt wurde jedoch (anders als die griechische oder römische Unterwelt) nicht als düsterer Aufenthaltsort der Toten, sondern eher als Paradies, wo die Seelen, vor ihrer Wiedergeburt in Walhall ausruhten und Kraft schöpften gedacht (und Erfahren). Auf ihrer Seelenreise begegneten sie, an den Wurzeln des Weltenbaumes „Ygdrasil“ der alt nordischen Mythologie, drei Schwestern, den Nornen. Als Schicksalsgöttinen sind sie von göttlicher Abkunft und spinnen, bemessen und beschneiden die Schicksalsfäden der Menschen.

Die Frau galt den Kelto-Germanen grundliegend als die „Hüterin des heiligen Wissens“ und „Beschützerin des Stammes-Rings“. Die Weisheit der weisen Walküren und schicksalskundigen „Feen“, die orale Gesetze und Legenden, wie Stammeslehren durch geschulte Erinnerungskraft einiger Dichter und Priester fortbestehen ließ, machten das Schreiben überflüssig. Die mündliche Überlieferung war eine unterhaltsame und zur Vollkommenheit entwickelte Methode, Nuancen wichtiger Ereignisse innerhalb des Stammeslebens mitzuteilen. Durch den ständigen Wandel dieser Motive und die unbekümmerte Vermischung physischer und übernatürlicher Bereiche blieb die Welt der keltischen Vorstellungskraft durch Tausende von Jahren des Geschichtenerzählens hin greifbar. Und ähnlich wie die den keltischen Kriegerhelden auferlegten Verbote, die ihr Leben und Handeln vorherbestimmten, blieb das Tabu des Schreibens in Kraft, solange die alte Religion vital war.

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