Heidenloch und Astrolabium - Sternenbeobachtung vom Heiligenberg

Als ein Ausdruck dafür, dass unser Planet Erde ein lebendiges Wesen ist, sahen die Kelten und germanischen Stämme unseren Ahnen bestimmte Landschaftsformen als Körperteile eines übernatürlichen Wesens. Viele Schöpfungsmythen berichten von der Umwandlung der Göttin. Ihre Haare wurden das Gras, Ihr Körper die Erde, ihre Knochen zu Bäumen oder Bergen und Felsen (Monolithen wurden auch als Phallisch gedacht) und der gesamte Wasserkreislauf der Erde zu Ihrem Blut. Die Medizinmänner der Seri-Indianner, mußten vier Tage und Nächte ohne zu essen und zu trinken in der Finsternis einer Höhle verbringen, um dem ‚dort’ angesiedelten Geist zu begegnen und damit initiiert zu werden.

Höhlen oder (später als heidnisch erachtete) Löcher im Boden und andere Ein- und Ausgänge der Unterwelt wurden in zahlreichen Religionen als Grab- und Geburtskammer, die Vulva, Vagina oder Yoni der Grossen Ur-Göttin betrachtet, was nahe legt, dass auch das Heidelberger Heiligenloch als Vagina der Erde, sprich Gebärmutter der Großen Göttin geschaffen und genutzt wurde. Wohlmöglich lag seine Funktion darin, im Rahmen religiöser Erd-Kulte, Initianten in die heilige Matrix der Erde selbst einzuführen.

 

Das Heidenloch


Das Heidenloch auf dem Heiligenberg bei Heidelberg sollte erst 1548 jedenfalls unter diesem Namen, benannt werden. Am liebsten wären dort sicherlich Menschenopfer und unchristliche Dinge gefunden worden, um den Namen zu rechtfertigen, aber (offensichtlich) genügte die heidnische Vorgeschichte der Stätte – und die rege Phantasie, die versuchte irgendeinen Sinn und Zweck in diesen von Menschenhand 55 Meter, steil in das Felsgestein geschlagen und gegrabenen Schacht hineinzuinterpretieren. So rankten sich ebenso viele abstruse Thesen, wie Alpträume und Sagen um das Heidenloch, das von der Schutzgemeinschaft Heiligenberg E.V. überdacht und umbaut, in Steinwurfweite des Stephansklosters gelegen ist. Hier hängt auch eine Tafel mit einiger, der den dem Schacht zugedichteten Sagen und Spukgeschichten.

Die Idee, dass „von tiefen Schachten aus, die Sterne bei Tage sichtbar seyn“, wie Alexander von Humbold der Nachwelt berichtete, obgleich er diese Möglichkeit anzweifelte, ist der Wissenschaft bekannt. Die Funktion des Auges liegt darin, bei unterschiedlicher Beleuchtungsstärke Bilder zu erzeugen. Bei hohen Lichtstärken genügt eine geringe Empfindlichkeit, bei geringen Lichtstärken sollte das Auge sensibler für das wenige Licht sein. Diese, durch ein abgedunkeltes Umfeld zutage tretende Fähigkeit, ist den Menschen der Frühzeit (durch Beobachtung ihres Körper-Instruments) sicherlich nicht entgangen und er wird auch versucht haben, sich diese implizierte Technik zueigen zu machen.

Die Schächte der Gizeh-Pyramide jedenfalls, konnten entgegen der Behauptung einiger moderner Publikationen weder Tags noch Nachts dazu gedient haben, einen Stern optisch anzupeilen. Das erste Stück gehen sie nämlich horizontal durchs Gestein, und sie sind zudem noch gebogen, so das man durch sie hindurch keinesfalls den Sternhimmel betrachten konnte. Dennoch können wir diese Möglichkeit einer archaischen Technologie vor unserer Haustüre nicht so einfach verwerfen. Selbst wenn keine Sternensichtungen bei Dämmerung erfolgten, liegt die Möglichkeit nahe, das auf dem Heidelberger Heiligenberg mit dem Heidenloch - einst ein fester Markierungspunkt, auf der ansonsten felsen- und baumfreien Bergkuppe geschaffen wurde.

In anbetracht seiner herausragenden Stellung in der lokalen (ursprünglich heidnischen) Tradition und nach den jüngsten archäologischen Funden (Himmelscheibe von Nebra - Goldhütevon Speyer und Nürnberg), müssen wir mit zunehmender Sicherheit davon ausgehen, das die Ur-Kelten und Ur-Germanen auch von hier aus die Sterne beobachteten. Nicht nur auf dem Mittelberg beim Harzer Brocken, auf den Externsteinen und anderen exponierten Plätzen gilt es heute als gesichert, das unsere Ur-Germanischen Vorfahren, über Generationen hinweg, die Sternenverläufe vermessen haben und dass sie eine tiefe Verbundenheit und Beziehung zu den stellaren Kräften des Sternenhimmels besaßen. So rückt die These in (be)greifbare Nähe, dass das „Heidenloch“ bereits vor 2.000 bis 3.000 Jahren als Markierungspunkt (zum Ablesen von Sternenkonstellationen und zyklischen wiederkehrenden Zeittoren) gedient haben mag - sowie auch zeremoniellen Zwecken, wie Seelenreisen einzelner Stammesmitglieder wie Stern- oder Feuerwächter.

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