Die Bewegung der Deutschen Romantik - Kunst als Mittel für den Ausdruck des Geistes

Die Romantiker, allen voran der berühmte französische Philosoph und Pädagoge Jean-Jaques Rousseau, empfanden das Europa ihrer Zeit ebenfalls als ein unter der Last der Jahrhunderte unerträglich kraftlos und korrupt gewordenes Gebilde. Sie verherrlichten die heidnische Vergangenheit des Kontinents als ein minder kompliziertes Zeitalter, in dem die Menschen noch glücklich und tugendhaft und frei vom zerstörerischen Einfluss der Zivilisation waren - frei ihren natürlichen Impulsen zu folgen und unverdorben von den künstlichen zwängen der Gesellschaft und dem zerstörerischen Einfluss der „zivilisierten“ Gesellschaft.

Um 1800 entdeckten eine Gruppe von Dichtern Heidelberg als den romantischen Ort schlechthin. Mit ihrer Vorliebe für die Vergangenheit verklärten sie Stadt und Schlossruine zu einem idealtypischen Ort der Gegensätze, der Stolz und Demut, Größe und Fall, Sieg und Verwundung verkörpert und somit in empfindsamen Gemütern Emotionen wecke.

Ein poetischer Augenblick von nur vier Jahren war es, in dem der Mythos Heidelberg festgeschrieben wurde. Mit den unzähligen literarischen und bildkünstlerischen Darbietungen dieser Zeit der Knabenblütenträume, rühmen Romantiker wie Bretano, Arnim, Hölderlin oder George unsere Stadt als Hochburg der deutschen Romantik. Eichendorff umschrieb den Flair der Stadt so: „ .. und erzählen Burgen und Wälder ein wunderbares Märchen der Vorzeit, als gäbe es nichts Gemeines auf der Welt.“

War die Romantische Bewegung hierzulande fast ausschließlich auf Heidelberg und dazu das Stift Neuburg fixiert, so ließ sie den – inmitten schon lang nicht mehr besiedelten - geheimnisumwitterten Heiligenberg nicht ganz links liegen. Der französische Schriftsteller Victor Hugo fühlte sich, anlässlich seiner Deutschlandreise veranlasst, ihn des nachts zu besteigen und ihn anschließend mit der pathetischen Beschreibung dieses Abenteuers auf die Ebene der Weltliteratur zu heben. Durch seine keltische Vergangenheit weckte der Berg, im Zuge der Romantik aufkommende „Keltomanie“, das Interesse von Träumern wie Intellektuellen.

Die Kelten, von vielen Romantikern als mysteriöses aber faszinierendes Volk beschrieben, wurde verklärt und zum edlen Wilden stilisiert. Alles Keltische kam in Mode und die Keltenhysterie gelangte bald an einen Höhepunkt, an dem nun alles Alte für keltisch gehalten wurde, von Hügelgräbern aus der Steinzeit bis hin zu römischen Befestigungsanlagen und den großen geheimnisumwitterten Megalithen wie denen von Stonehenge, die wir in ganz Europa finden.

Die Wurzel dieser Bewegung, in deren Mittelpunkt die Verehrung der Erde und der natürlichen Kreisläufe steht, liegt in der Romantik des 19. Jh. und der damaligen Sehnsucht nach dem Einklang mit der Natur. Und so entsprang der deutschen Romantik ebenfalls die Wiederbelebung altgermanischer Vorstellungen, auf die sich der mit der Rückbesinnung auf germanische Traditionen verbundene deutsche Nationalismus und im 20. Jahrhundert die Nationalsozialisten stützen sollte.

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