Die keltischen Druiden - Begründer des philosophischen Denkens

Um 500 v. Chr. tauchen die Druiden als heilige Männer der Kelten aus dem geschichtlichen Dunkel auf. Antiken Berichten zufolge trugen sie weiße Gewänder und schnitten Misteln von Bäumen.
Caesar beschrieb die mächtige und geheimnisvolle Priesterschaft der Druiden als hierarchische, stammesübergreifende Organisation. Überall in der keltischen Gesellschaft wurden Druidenschüler durch Orakel verwendende und hellsichtige Meister angeworben und einer zwanzigjährigen Ausbildung unterzogen, in der sie das ungeschriebene Wissen dieses naturreligiösen Ordens erlernen konnten.

Als naturkundige Vermittler zwischen der Göttin und der Matriarchin - ihrer Repräsentantin auf Erden und in späteren Zeiten zwischen dem Gott und seinem irdischen Vertreter, dem Monarchen hatten die Druiden nach Vollendung ihrer Lehrzeit eine einzigartige Machtposition inne - kannten sie doch eine Vielzahl toxischer Pflanzen- und Tiergifte und die Geheimnisse von Leben und Tod.

Mit den in ihren Kupferkesseln zubereiteten, heilenden oder todbringenden Zaubertränken verstand man sie zurecht als Verwalter von Leben und Tod. Sie waren Schamanen und Seher und zugleich juristische und moralische Stammesberater. Fließendes und offenes Wasser waren, als Sinnbild des Lebensbluts, in der keltischen Religion von besonderer Bedeutung. Durch die Druiden und Druidinnen verstand man Gewässer als „Tore in andere Welten“. Sie kannten die Rhythmen der Natur und die Eigenschaften von heiligen (da wirksamen) Pflanzen wie u.a. der Mistel. Der weihnachtliche Brauch, sich unter einem Mistelzweig küssen zu dürfen, besteht auch heute noch, denn nach dem römischen Schriftsteller Pinius galt die Mistel den Druiden als Fruchtbarkeitssymbol.

Die Druiden waren Europas Schamanen. Sie unterliefen eine Lehrzeit von mindestens 20 Jahren, über die hinweg sie die Geheimnisse und Gesetze auswendig lernten. Keltische Sagen berichten von weisen, geistigen Sehern und Schamanen, welche die außergewöhnliche Gabe des „Gesichts“, der Prophezeiung und des Heilens hatten. Druiden, wie auch Barden, besaßen als übernatürlich eingeschätzte Fähigkeiten, Dinge vorauszusagen und zu erspüren, wenn die göttliche Muse „Awen“ sie umfing. In einer Gemeinschaft, in der die innere Welt noch gewürdigt wurde, konnten die Barden den Feind durch Hohn oder Zauberschlaf schwächen und die Druiden ihre Gastgeber durch magische Illusionen verzaubern.

Als heimische Sternenpriester nutzten sie ihren (vermutlicht absichtlich zerstörten) eigenen Bronzekalender, in dem die Tage, Monate, Jahreszyklen und Mondphasen mit den Daten der wichtigen Feste wie Beltane, Lugnasad oder Samhain verzeichnet waren. Am Abend von Beltane bzw. Beltaine kam die keltisch Fruchtbarkeitsgöttin in Begleitung ihrer Heros und ihrer Elfen aus den unterirdische Palästen ihres „Sidhe“ genannten Reichs heraus, um sich mit ihm, dem Sonnengott „Belenus“, zu vermählen. Beltaine ist eine Wortkombination aus dem Sonnengott „Bel“ („Lugh“) und „Teine“ dem irischen Wort für Feuer.

Diese Feste wie Beltaine oder Samhain lagen in der gefährlichen Zeit um die Jahreswende, in der - nach keltischem Glauben - die Geister umgingen und die Welt der Ahnen der unseren näher rückte.
Die Irische und keltische Folklore beschreibt diesen Teil des Jahreskreislaufs als eine Zeit, in der sich Menschen in Höhlen vorwagen und plötzlich auf der anderen Seite wiederfinden, um nach ein paar Minuten zurückzukehren und festzustellen, dass all ihre Bekannten tot oder sehr alt geworden sind und diese Art von Gegebenheit.

Im gallischen Krieg im Jahre 59. n. Chr. richteten die Römer ihr Augenmerk auf diese spirituellen Führer und ließen die von ihnen gehegten heiligen Haine, „Nemeton“ genannt fällen. Der Nemeton (Medios bezeichnet im Gallischen die Mitte) war ein etwas abseits der Siedlung gelegener, abgegrenzter und gehegter Ort, zum Beispiel ein Hain - ein Kraftzentrum des Stammes und der Verehrung der Götter geweiht. Als die größte „Schwäche“, die letztlich auch zum Untergang geführt haben mag, wird die soziale Gesellschaftsstruktur des losen Stammesbündnisses betrachtet. Julius Caesar schrieb, es habe zwei höhergestellte Klassen von Menschen gegeben, denen besondere Bedeutung in der keltischen Gesellschaft zugemessen wurde, Krieger und Druiden. Dabei bezeichnete er als Druiden „alle Weisen der Gesellschaft mit unterschiedlichsten Funktionen“, denn sie fungierten - ebenso wie die „Schicksalsfrauen“ - als Vermittler zwischen Menschen und „Göttern“.

Die mächtige Kriegerfrau Boadicea hatte schließlich bewiesen, das die mächtigen Druiden den Widerstand bündeln konnten. Der Grieche Diodorus schreibt im 1. Jh. v.Chr., das die keltischen Opfergaben von „Menschen von großem Wissen und großer Macht“ dargebracht wurden, die den Göttern nahe standen. Und wirklich: es gibt Hinweise für Goldketten, Funde von Brustpanzern und goldenen Hüten, mit Sonnen- und Mondsymbolen, die den 19 jährigen Mondzyklus darstellen. In all dem ruht der wahre Grund für die Hetzjagd der Römer auf die heimischen Magier. Römische Historiker berichteten (rechtfertigend und abschreckend zugleich): „Der religiöse Brauch schrieb vor, an den Opferaltären das Blut der Gefangenen zu vergießen und den Willen der Götter aus menschlichen Eingeweiden zu erkunden.“

Wer sich nicht fähig fühlte mit den Göttern zu reden, oder vom Thing bzw. vom Götterdienst des Gemeindewesens ausgeschlossen war, wurde von den anderen ignoriert. Folglich musste man den Druiden und Schicksalsfrauen gehorchen, denn nur diese konnten Gesetze erlassen, sicherstellen dass die Gesetze befolgt wurden und nur sie konnten die Beziehungen zwischen verschiedenen Stämmen herstellen und bestimmen. Sie waren die „Hüter des ungebrochenen Ringes“ und dienten dem Wohle des Volkes. Christliche Herrscher hingegen, die ein ausgeprägtes Ego besaßen konnten - wie andere „aus der Einheit von Natur und Gemeindewesen herausgefallene Menschen“, kriegerische Römer, Slavische Stämme (die ihr Soma mitbrachten) - nur mit Hilfe der Druiden und Wahlfrauen direkt mit den Göttern kommunizieren, wodurch die Druiden enorme soziale Macht besaßen.

Hier sei daran erinnert, dass Rom während seiner Eroberungen lokalen religiösen Bräuchen, Riten und verschiedenen Gottheiten gegenüber große Toleranz an den Tag legte – bis auf zwei Ausnahmen: die Druiden und – in der Frühzeit des Römischen Reichs – die Juden. Auch wenn der kurz gefasste und im allgemeinen positive Bericht Julius Caesars in seinem „Gallischen Krieg“, für moderne Ohren gut durchdacht, wohlmeinend und unparteiisch klingen mag. Caesars Handlungen unterschieden sich stark von seinen Worten und der Grund dafür lag in der Politik. Er verstand sie als führende Organisatoren des Stammes, als Deuter der Religion, Historiker, Diplomaten, Sprecher und Schiedsrichter.

Caesar sah, dass die Druiden den selben Rang wie führende Mitglieder des Krieger-Adels einnahmen, dass sie als solche großen Einfluss auf die Stammesführer, Häuptlinge und Könige ausübten und überhaupt in der keltischen Gesellschaft eine gewichtige Schlüsselrolle innehatten. Für Caesar, vom Geist der Eroberung getrieben, war klar: Brach er die Macht der Druiden, die er als stammesübergreifende, hierarchische Organisation erkannt hatte, so zerstörte er die Seele der keltisch Gesellschaft und nahm den Galliern und Germanen ihre Wiederstandskraft. Diese strategische Erkenntnis führte zur systematischen Verfolgung der Druiden durch die Römer in Groß-Gallien und dem Inselreich Britannien.

Nach dem das Christentum in Rom als Staatsreligion anerkannt war, wurde die Christianisierung, sprich die Niederwerfung einer als barbarisch erachteten „Alten Religion“ vorangetrieben. Hierzulande bedeutete dies die Zerstörung aller (seit Urzeiten verehrten) Erinnerungsmale: Steine und Bäume an Kraftorten und heidnischen Stätten, an denen die sogenannten Heiden bislang kultische Handlungen vollzogen. Auch Britanniens Inselreich fiel zu einem Drittel unter das Joch der Römer.In jener Zeit suchten heimische und ebenso römische Pilger den Heiligenberg auf, um den „eigenen“ Göttern ihrer alten Religion zu Opfern. Der neue Glaube richtete nun Gebete an seinen männlichen, solaren Gott (Merkur, Apollo, Jupiter, Mythras), wenn auch weiterhin an alten heidnischen Kultplätzen: den Baumkreisen und heiligen Hainen, den Erdtempeln, den „Wohnsitzen der Druiden“

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