Beltane-, Maiafest und Walpurgisnacht - nie vom Christentum vereinnahmt

Auch die alten Römer feierten wenige Tage vor dem Maibeginn, am 27. April, ihre „Floralien“, einem historischen Bericht zufolge ein „besonders ausgelassenes Blumenfest, zu dem Hetären in buntem Gewandt auftraten“, die sie schließlich abwarfen, „um sich völlig nackend vor dem Volke zu zeigen.“

Mit diesen lustvoll-farbenfroh-fröhlichen Vergnügungen zu Maibeginn war es bald vorbei, als das Christentum zur herrschenden Religion im römischen Reich aufstieg. Mönchische Moralisten empfanden Floralien- und Maia-Feste als den Gipfel der Unanständigkeit schlechthin, so abstoßend, das derartige „Auslassungen“ nicht länger zu dulden sein. Soweit möglich, verbot man sie, schränkte sie ein oder christianisierte sie. Ein unzerstörbarer Kern aber blieb.

Der in alten Kulturen wie der unseren, Jahrtausende zurückreichende Brauch der „Heiligen Hochzeit“ der Erdmutter-Göttin mit Ihrem Hirschgemahl - dem Sonnenheros, stellt den Kern des Beltane Rituals dar. Die Hochzeit, ritualisiert und detailreich nachvollzogen, ist eine Vermählung der Gegensätze, wodurch die Fruchtbarkeit des Lebens (der Göttin und ihres Machtbereichs) wiederhergestellt werden soll, während das Feuer die notwendige Reinigung der Erde (des Heros und seines Machtbereichs) symbolisiert. Die heilige Hochzeit geht - ebenso wie die Sage und Hochzeit von Sigurd und Brunhild in der nordischen Edda und die klassisch gewordene Fassung des Dornröschen-Märchens der Gebrüder Grimm - auf eine gemeinsame indogermanische mythische Wurzel zurück. Es zählt zum alten Wissen der Menschheit.

Als abergläubisches Maibrauchtum hat sich durch die Jahrhunderte hindurch vieles von dem erhalten, was das Beltaine- oder Maifest ursprünglich ausmachte. Im deutschsprachigen Landen der Walpurga zugeordnet, ist der erste Mai, die sogenannte „Walpurgisnacht“, eines der wenigen Jahresfeste, die vom Christentum nicht für sich vereinnahmt werden konnte. So werden heute noch über das gesamte deutsche Sprachgebiet reinigende Maifeuer entzündet, Fruchtbarkeit symbolisierende Maibäume errichtet und weitere heilbringende Handlungen ausgeführt.

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