Avalons Fee Morgaine (Fata Morgana) - im Sagenkreis von König Arthus

Im einem Landstrich im Westen Frankreichs, in der Brittannie, die sich noch immer „das Land der Tafelrunde“ nennt, sind die Taten Morgaines/Morriganes (irisch Morrigu) noch lebendig, wenn auch verzerrt durch christliche Sichtweisen. Die Christianisierung stilisiert die keltische Götterbotin und Fee zur erotomanischen Frauengestalt, die Männern nur Unglück bringt. Ihre flammenumloderte Burg solle sich im Tal ohne Wiederkehr, auf dem „Felsen der falschen Liebhaber“ befunden haben, hoch über einem Feenteich am Fuße des Felsens. Ihr war das schreckliche und das „schöne“, das todbringende und das heilende zueigen, eine Göttin, wie für das Feenreich geschaffen.

Einst verstand man sie noch als die keltische Göttin der Schönheit und Liebe, verehrte sie als Schutzherrin eines Minnereiches das nicht durch Betrug entweiht werden durfte. Der keltische Ursprung Morriganes, verbot jedoch den mittelalterlichen Christen eine positive Darstellung ihrer Figur, denn unter dem Zeichen des Kreuzes konnte und durfte eine heidnische Göttin nur negative Züge tragen. So wandelt sich das strahlende Bild der weisen Fee und die Heilige Vermittlerin beginnt ihre Wandlung zur Hure und Hexe.

Der Machtkreis der Frau, symbolisiert durch die Troja-Burg wird zur Liebesfalle und die Fee Morgane unersättlich in ihren Verführungen. In französischen Legenden schlägt sie unzählige Männer durch ihre Magie in den Bann. 353 Ritter (die ihren Frauen untreu waren) lockt Morrigane als Liebhaber in ihre Festung. Ritter, die ihr nicht zu Willen sind, betäubt sie mit einem Liebestrank bei orgiastischen Riten, wie es christliche Buchmaler nur allzu gern darstellen. Dennoch gerieten ihre Legende fast in Vergessenheit und ebenso die Fähigkeit der weiblichen fata scribunda oder Parzen, den Willen der Götter zu erkunden. Sie wurden zu Feen.

Geblieben ist der Name der Fee (italienisch fata, französisch fèe, englisch fay): Fata Morgana Obgleich physikalisch als Hitzespiegelungen erklärbar, kann sich selbst der aufgeklärte Betrachter nur schwer dem magischen Moment entziehen: für Augenblicke schlüpft die Umgebung in ein fremdes Gewandt, ob in Afrikas Wüsten, ob an den Küsten Europas, ganz oben am nordischen Polarkreis oder über heimischen Parkplätzen im Hochsommer. Wenn die strahlende Sonne die Luftschichten erhitzt, erscheinen diese Spieglungen selbst über Küstengewässern, wo sie zur unheimlichen Mär vom „fliegenden Holländer“
beitrugen.

Diese Luftspiegelungen galten früher als Eingang ins „Reich des Jenseits“ und „Schloss aus Glas“ später wurde sie gedeutet als „Illusion der Sinne“, als „Trugschluss des Verstandes“. Als Fata Morgana verweisen sie auf die Fee Morrigane, die „Luftschlösser“ entstehen lassen konnte. Die oberste Heilerin von Avalon und Hüterin von Artus Körper im Tode, entstammt sie dem mythischen Reich, bewohnt von schönen Frauen, die keine Krankheit, Trauer oder Tod kannten. Auch die Tatsache, dass die Fee Lady Morrigane die leibliche Schwester des Königs Artus ist, stellt die Verbindung zum Dornröschenmärchen her: Artus steht den „Chevaliers de la rose“ vor, und das ganze Rosengartenmotiv des Mittelalters hatte sehr nahe Beziehungen zum Sagenkreis um Artus.

In der keltischen Mythologie sind wundersame Kessel der Wiedergeburt und des Überflusses (der magische Kupfertrog der Druiden) ein immer widerkehrendes Motiv. Später wird, besonders in den Artussagen, das Christentum zum zentralen Element. Das die Artus-Sage frühen walisischen und keltischen Mythen, Gedichten und Chroniken entspringt, zeigt sich dadurch, dass der keltische „Zauberkessel der Wiedergeburt“, als lebensspendender Gral zurückkehrt, für den Artus und seine christliche Gemeinschaft in die Anderswelt zieht.

In der keltischen Sagendichtung finden wir einen „Trank des Vergessens“, der von den Druiden verabreicht wurde, sowie In „Annwn“, dem keltischen „Avalon“ einen weiteren Kessel, der von neun Jungfrauen behütet wird. Der Begriff Jungfrau stand seinerzeit als Synonym für eine unabhängige, machthabende, selbstständige Frau, einer Götterbotin, oder Verkörperung der Göttin selbst. Die frühen keltischen Kessel, die angefüllt sind mit spiritueller Nahrung und den Helden vom Tod zur Unsterblichkeit führen, finden im Artus-Gral erneut ihren Ausdruck. Der Ritter Galahad, der reinste, erhielt seinen Inhalt, Bors, der weltlichste, kehrte zurück, um seine Geschichte zu erzählen und Parzival, der schlichteste wurde sein Wächter.

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