Zukunftsangst und Ohnmachtsgefühl - Resultate misslungener Sozialisation

Die Enquete Kommission bewertet viele Formen des friedlichen Protestes als Ergebnis einer im demokratischen Sinne gelungenen Sozialisation. Sie sieht dafür Beispiele in vielfältigem sozialen Engagement gerade kritischer Jugendlicher. Auf der anderen Seite sieht sie Tendenzen zur Flucht – etwa Alkohol u.a. Drogen – sowie in Gewaltakten gegen sich oder andere, als Zeichen einer misslungenen Sozialisation an. Der seit den achtziger Jahren stetig krasser in Erscheinung tretende Individualismus und das Aussteigertum seien als Reaktionen darauf zu verstehen, das es vielen Menschen innerhalb der Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg nicht gelungen ist sich zur Mitwirkung einzubringen oder aber sich zu entfalten.

Die Kommission konnte deutlich machen, dass die Jugendlichen nicht aus der Gesellschaft aussteigen wollen, sondern in sie hineinwirken, wenn auch nur bedingt in den herkömmlichen Formen. Die Beispiele für die Gründe der Zukunftsangst bei Jugendlichen sind zahlreich. In dieser Angst um die Zukunft äußern sie den Verdacht, dass die Erwachsenen, die heute die Entscheidungen für die Zukunft treffen, ihrer Verantwortung für die Erhaltung menschenwürdiger Lebensbedingungen nicht gerecht würden. Auf der anderen Seite seien sie selbst von wirklicher Mitsprache und Mitentscheidungen ausgeschlossen, obwohl sie diese sich abzeichnenden bedrohlichen Fehlentwicklungen - Stichworte Atommüll, Genmanipulation, Finanzkrise, globales Missmanagement .. und nun auch noch offenen Krieg - „auszubaden“ hätten.

Diese Angst kann auch nicht mit berechtigten Hinweisen auf Verbesserungen in Teilbereichen des Umweltschutzes wirksam begegnet werden, weil (im sich verdichtenden Mediennetzwerk) täglich vermehrt Informationen über neue Umweltgefährdungen und neue Ungerechtigkeiten auf die Menschen einwirken. Unter den Jugendlichen ist die Erkenntnis gereift, das es nicht mehr ausreicht nur lokal zu handeln, ohne dabei global zu denken (und solidarisch & gewaltfrei zuhandeln)... inmitten des sich abzeichnenden, durch die Medientechnologie verknüpften globalen Dorfes.

Stimmen für den Krieg als Mittel zum Konflikt sind unter Jugendlichen eher selten zu finden - ganz entgegen den über vierzigjährigen, wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten offensichtlich anders programmiert.

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