Move D

Move D ist der Produzenten- und  DJ-Name von David Moufang, Kopf und Inhaber von Source Records, Heidelberg (RO 70, Rob Gordon Projekt, Reagenz, ...). 

„Man sagt, dass manche Leute ihr Leben lang ein einziges Stuck schreiben, ich gehore da sicher dazu," sagt David Moufang. Das Stuck, das er schreibt wiederholt sich aber nicht. Es dehnt sich in alle Richtungen aus, nimmt neue Einflusse auf, pulsiert und klingt doch immer nach Move D.

Uber ein Leben in Heidelberg, Source Records und psychedelische Musik
  
Halbinsel Pohl in der Ostsee, Sommer 1997. Uber einer Party geht die Sonne auf. Es wird warm. Nackte Menschen, die nach dieser Nacht keinerlei Bereitschaft zeigen, sich mit irgendeiner Realitat herumzuschlagen, stehen im Wasser, beobachten Quallen, die im Takt zur Musik dahinwabern. Musik perlt uber das Meer, gluckst im Sonnenschein und hupft uber die kleinen Wellen. Die Musik wird von einem kleinen Podest im Meer, auf dem Move D steht, gesendet.

Source Musik.

Angefangen hat aber alles mit Pink Floyd und Kraftwerk. "Meine Eltern haben viel Musik gehort, 'Ummagumma' von Pink Floyd mit all den Fliegen- und Insektengerauschen oder auch 'Autobahn' von Kraftwerk. Wenn man vier Jahre alt ist, dann ist das wie ein Horspiel und ich hab das gern und oft gehort," sagt David Moufang. "In den 80ern hab ich dann angefangen Platten aufzulegen, so richtig gemeinen Funk in den Amidiscos rund um Heidelberg und Mannheim. Dann kam House und Techno, und das war es dann fur mich. Source grunden, selbst Musik machen."

Source ist das Label, das Moufang 1992 zusammen mit Jonas Grossmann gegrundet hat, zuerst, um eigene Aufnahmen zu veroffentlichen. Verbunden wird das mit einer Ausbildung als Tontechniker, die vielleicht diesen speziellen Klang erklart, dieses Tropfeln von Sounds in einem gro?en Raum, diese klaren, reinen Klange.
 
David Moufang ist ein freundlicher Mensch, der mit braunem Schlabberpulli, mit schulterlangen Haaren und kleiner runder Brille eher nach freundlichem jungen Sozialpadagogen als nach Techno DJ aussieht. Und er wohnt in Heidelberg, einer Stadt, von der ich an einem Abend nicht mehr gesehen habe als den Bahnhof in seiner ganzen Ha?lichkeit und den Bismarckplatz, eine in jeder Stadt vorkommende Hommage an die fruhen 80er Jahre und ihrer Vorstellung davon, wie eine tolle Einkaufsmeile auszusehen hat.

Heidelberg soll eine sehr schone Altstadt haben mit kleinen Gassen und dem uber alles thronenden Schlo?. Aber sowohl das eine, als auch das andere mit der Musik zu verbinden fallt schwer. Die gro?en Raume, die geoffnet werden, lassen sich schwerlich kombinieren mit dieser am Neckar gelegenen alten Universitatsstadt. "Ich wu?te nicht, warum ich woanders wohnen sollte. Ich bin genug unterwegs. In Heidelberg ist alles etwas ruhiger, man hat mehr Zeit, ist nicht abhangig von Moden." Und vielleicht ist es das, was von Heidelberg in der Musik zu horen ist, die Ruhe, die Zeit, die Moufang sich nimmt, um Stucke entstehen zu lassen.
 
Moufang sitzt im Re/Source Studio, einem vielleicht 10qm gro?en Kellerraum, vollgestopft mit Rechnern und Synthesizern. Es lauft die "Naturalist" CD von Uwe Schmidt (Atom Heart). Auf einmal taucht in der Musik ein Sprachfetzen auf: "When you grow up, David, what do you want to be?", die von einer Kinderstimme beantwortet wird mit: "When I grow up I want to be a scientist." Moufang grinst. "Warum sollte ich es so machen wie der Uwe und jeden Monat eine CD veroffentlichen? Irgendwann wird es doch langweilig, so viele neue Ideen kann man gar nicht haben, und er hat die auch nicht."
 
Dann doch lieber Wissenschaftler, Forschung am Sound, das Ergrunden des einen Stuckes, auch wenn es Jahre dauert, bis es weitergeschrieben wird. Wobei Soundforschung nicht mit Forschung in Sachen Noise und Larm zu tun hat. Eher Wohlklangsforschung: "Alles, was ich mache ist Popmusik," sagt Moufang, "und mehr soll es auch nicht sein."
 
Popmusik ist fur ihn fur ihn "Space" oder "Chill Out" von KLF, auch Talk Talk, "von denen aber auch die ersten Platten, die ja sonst keiner erwahnen will. Klar sind 'The Colour of Spring' und 'Laughing Stock' Meisterwerke, aber hor dir mal die erste an, das ist auch toller Pop." Die Erwahnung von KLF liegt nahe, denn der Ambient, der auf 'Space' oder 'Chill Out' entwickelt wurde liegt viel naher an Moufangs Musik als zum Beispiel Brian Eno, der doch immer ein "Ich bin Kunst" Schild an der Brust kleben hat. Ambient, der nichts weiter sein will als Pop, und gerade deshalb so gut funktioniert.
  
Die Vorliebe fur Talk Talk zeigt sich auch bei der Produktion der Conjoint LP. "Bei der Conjoint haben wir eine Rhythmusspur aufgenommen, zu der jeder Musiker spielen sollte, ohne die anderen Sachen zu horen. Spater habe ich dann gelesen, dass Talk Talk bei ihren letzten beiden Platten das Gleiche gemacht haben." Das ergibt merkwurdig flie?ende und auch gegeneinander laufenden Rhythmen, die auf eine merkwurdige Art dann doch in-einander-flie?en. Conjoint ist eine Jazzplatte. Hippiejazz. In ihrem Flie?en und Abgehobenheit von der Welt ist sie nicht weit entfernt von der Hippie Phase eines Pharaoh Sanders oder einer Alice Coltrane. "Ich hore viel Jazz. Miles Davis, 'Tutu' ist eine Technoplatte, so toll. berhaupt Davis und Gil Evans, das ist ganz gro?e Musik," schwarmt er. "Wir hatten Lust, eine Jazzplatte zu machen, und so ist Conjoint entstanden."
 
Fur Conjoint konnte Karl Berger zur Mitarbeit gewonnen werden. Der ist einer der bekanntesten Vibraphonisten im Jazz. "Das war allerdings eine ziemliche Geschichte, bis wir den hatten. Karl stammt aus Heidelberg, er ist eine Generation alter als mein Vater. Beide haben hier in Heidelberg in Jazzbands gespielt, aber die Hackordnung unter Jazzern fuhrte dazu, da? beide eigentlich nie miteinander geredet haben. Und dann habe ich, als Sohn eines unter ihm in der Rangordnung stehenden Musikers, gewagt, ihn vor drei Jahren nach einem Konzert zu fragen, ob er nicht einmal mit mir etwas aufnehmen wolle. Da hatte ich all meinen Mut zusammengenommen, und bekam als Antwort, ich solle mir doch erst mal meine Sporen verdienen. Das war ziemlich eindeutig. Aber Karl wohnt in New York und arbeitet viel mit Bill Laswell zusammen. Bill Laswell hat ein paar Sachen mit Pete Namlook fur dessen Fax Label aufgenommen, was ich ja ebenfalls getan habe. Und so ist es wohl gekommen, da? Karl bei Bill Laswell eine von meinen CDs gehort hat. Jedenfalls kam er das nachste Mal, als wir uns trafen, auf mich zu und sagte: 'David, wir wollten doch schon immer mal was zusammen machen.' Zu dem Zeitpunkt waren
die ersten Aufnahmen fur die Conjoint Platte fertig, und ich habe Karl eingeladen, sich das anzuhoren. Er war begeistert und hat gleich dazu gespielt. Inzwischen ist es wohl so, da? er die Platte jedem vorspielt, der ihn in New York besucht."  Es geschieht nicht ohne Stolz, wenn Moufang so etwas erzahlt. Bei solchen Kollaborationen geht es ihm aber nicht um den Ruhm, sondern darum, mit anderen zusammenzuarbeiten, Musiker kennenzulernen, die er gut findet. "Ich bewundere schon viel von dem, was andere machen, und mochte die Leute auch kennenlernen. Zusammen Musik zu machen ist dann ein einfacher Weg fur mich, die Scheu abzubauen. Es kommt auch nicht so doof, als wenn man zu jemandem sagt, da? man seine Musik toll findet und ihn deshalb gut findet. Deshalb hatte ich auch mit Maurizio meine Schwierigkeiten. Ich habe eine Ehrfurcht vor dem, was er macht, aber bei seinem Sound konnten wir niemals etwas zusammen machen. Ich wurde den gerne mal treffen, aber ich wu?te dann auch nicht, was ich da sollte."
 
Und so hat er Platten aufgenommen mit Roman Flugel (Sensorama/ Alter Ego), Pete Namlook (Fax Label), Higher Intelligence Agency und Jonah Sharp (Reflective Records). Und alle zeichnen sich dadurch aus, da? sie in all ihrer Schonheit und Abgehangenheit doch wieder nach Move D klingen. Dieser sehr spezielle Klang.
Jeder Ton, jedes Gerausch steht fur sich, ganz rein, bis der nachste Ton kommt, wieder strahlend, perlend, aber gleichzeitig der Welt entruckt, Sternenklang. Klar und deutlich zu identifizieren, aber dennoch nicht greifbar. Musik, die man gerne nachts hort. Psychedelische Musik. Und darin zeigen sich fruhe Pink Floyd, The Orb und KLF, obwohl bei Move D nichts danach klingt, zu rein und ohne Gimmicks ist der Klang. Nichts geschieht ohne diesen Groove, Rhythmen, die gegeneinander laufen.
Immer mal wieder schaut eine Snare um die Ecke, und haut kess dazwischen, der Rest schaut verwundert ob des Aufruhrs, sinkt aber gleich wieder in bekifftes Wohlgefallen zuruck. In diesem Groove ist es nie langweilig, aber auch nie hektisch. Immer erfullt die Musik den Anspruch, den Moufang an gute Musik stellt: "Man sollte dazu einschlafen oder Liebe machen konnen." ?

Hurt Me incl. Original Mix, Bedouin Ascent Remix, Morgan Geist Remix, Elektronische Wohlfahrt Remix on Compost 047
-Kunststoff (2-LP/CD on Source),
-Deep Space Networks Meets Higher Intelligent Agency (2-LP/CD with Jonas
Grossmann and HIA on Source),
-Eine kleine Nachtmusik (12inch on Fifth Freedom/Soma, UK),
-Explains the Psychedelic Landscape (12inch/CD with Peter Namlook on Fax
Records, Germany),
-Hurt Me on Future Sound of Jazz Vol. 3 on Compost Records,
-A Day in the Live (12inch/CD with Peter Namlook on Fax Records, Germany)
-Spacetime Continuum - Subway (12-inch-remix on Astralwerks, USA),
-Sensorama - Echtzeit (2-12-inch/CD on Ladomat, Germany),
-Shantel - o ze (12-inch/CD on Groove Attack, Germany),
-Spacetime Continuum - Twister (CD on Reflective Rec./Astralwerks, USA),
-Ectomorph - Variations (2-12-inch on Science City, Germany)
-Frederic Galliano - Plis Infinis No. 4 (on F-Communications)
-Reagenz - Reagenz (Source Records) Move D and Jonah Sharp (1994)
-Move D - Kunststoff (Source Records) official solo debut (1995)
-Move D/Pete Namlook - Exploring The Psychedelic Landscape (1996; Fax)


"...creates the perfect techno testament!...far too sexy to be classified at all."
Mixmag

"slowburn seduction"
Generator

"...hits the Zeitgeist right on the nose...sounds so inviting, so huge, that you get lost in ist ever expanding horizons."
Select

"...veers seamlessly between laid-back Larry Heard-style deep house to more experimental electronic listening tracks...not sounding quite like anything else out there..."
ID

 



Weblink:

www.source-records.de


move_d@source-records.com



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